Leaky Archive

Leaky Archive ist das digitale Projekt des Rautenstrauch-Joest-Museums (RJM). Die Absicht des Projektes ist es, gemeinsam in digitalen und analogen Räumen an der Sammlung zu arbeiten, um Inhalte und Strukturen offener und vielstimmiger zu gestalten.

Wie kann die Sammlungsdatenbank des RJM mit rund 165.000 Einträgen, von denen die meisten wenig Informationen enthalten, transparenter und zugänglicher sein? Leaky Archive untersucht und entwickelt gemeinsam mit lokalen und internationalen Institutionen, Kolleg*innen und Öffentlichkeiten neue Modelle für Wissensteilung und Wissensgenerierung, um eine intersektionale Gemeinschaft zu bilden. Digitale Fellowships, Online-Rundgänge durch die digitale Sammlung, transdisziplinäre Worksessions und edit-a-thons, und ein Camp* über Programmierung, Theater, Design und Gaming im Museum für Jugendliche sollen die kolonialen Archive und Sammlungen des RJM zu einer multiperspektivisch-mehrstimmigen Plattform verwandeln.

Das Projekt untersucht, wie Zugänge zu und die Arbeit mit kolonialen Archiven und Sammlungen mit Hilfe von Digitalität radikal verändert und geöffnet werden können. Wesentlich sind dabei die Fragen, wie sich Sammlungen für verschiedene, nicht akademische Formen von Wissen öffnen können, die etwa mit Oralität und physischer Verkörperung zusammenhängen.

Leaky Archive konzentriert sich somit auf neue Perspektiven der digitalen Zusammenarbeit mit Hilfe einer dezentralen Infrastruktur. Die verschiedenen Formate betonen ausdrücklich widersprüchliche Formen der Wissens- und Erkenntnisgewinnung, anstatt auf einem Konsens zu beharren. Das Projekt zielt also nicht darauf ab, analoge Ideen in den digitalen Raum zu übertragen oder Wissen anzusammeln, sondern befragt die Sammlungen des RJM als Modell für ethnologische Sammlungen, die Auswirkungen ihrer Digitalisierung, die Möglichkeiten ihrer Vermittlung und ihre radikale Demokratisierung.


HINTERGRUND

Das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) ist eines der bedeutenden ethnologischen Museen Deutschlands und das einzige seiner Art in Nordrhein-Westfalen. Die Sammlung beinhaltet ca. 65.000 Objekte und 100.000 historische Fotografien von der Frühzeit der Fotografie bis in die 1980er Jahre. Die Sammlungen des RJM wurden seit Ende der 1990er-Jahre sukzessive elektronisch in einer Access-basierten Datenbank erfasst. Seit der Migration der Datensätze im Herbst 2020 werden diese bereinigt, Thesauri entwickelt und fehlende Daten – sofern verfügbar – ergänzt. Dabei stellt die RJM-Sammlung inhaltlich eine einzigartige Dokumentation des Lebens im globalen Süden dar, ist jedoch nur in Verbindung mit dem Kolonialismus und seinen Hinterlassenschaften zu rezipieren.


ZIEL

Mit Leaky Archives stellt sich das RJM-Museumsteam selbstkritisch, als auch modellhaft Fragen wie: Wer hat die Rechte an den Abbildungen der einst geplünderten Objekte, die in der Datenbank enthalten sind? Selbst wenn sie online einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, wer sind die Besitzer*innen dieser Bilder? Durch digitale Vernetzung entsteht die Möglichkeit, diese und weitere Fragen direkt mit Mitgliedern der Gemeinschaften zu diskutieren, die die Kunstwerke und Objekte hergestellt haben oder die auf den Fotos abgebildet sind, ohne sie zu dislozieren. Ihre Gemeinschaften im globalen Süden und ihre lokalen Ressourcen könnten dazu beitragen, die Debatte und die Arbeit an der Sammlung voranzutreiben und vor allem zu rekontextualisieren. Damit kann das Projekt als Teil eines Restitutionsprozesses gesehen werden, bei dem die Datenbank und ihre Datensätze selbst zu Objekten werden und zu ihren ursprünglichen Gemeinschaften zurückkehren können.

 

Hier finden Sie eine Playlist mit den Produktionen, die während eines Workshops mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorab zum Camp Leaky Archive entstanden sind. 

 

 
 

Konzept und Projektleitung: Agustina Andreoletti

RJM-Projektmitarbeit: Paulina Seyfried, Camilo Sandoval

KHM-Projektmitarbeit: Prof. Luzius A. Bernhard, Sam Hopkins

Sammlung RJM – Begleitprogramm – Dokumentation: Carla de Andrade Hurst (Diversity Managerin), Caroline Bräuer (Fotografische Sammlung), Nadine Dobler (Dokumentation). Lucia Halder (Fotografische Sammlung), Dr. Clara Himmelheber (Sammlung Afrika),  Iris Kaebelmann (Begleitprogramm),  Susanne Kube (Dokumentation), Dr. Oliver Lueb (Sammlung Ozeanien), Ricardo Márquez Garcia (Junior Kurator),  Vera Marušić (Referentin Direktion, Programm- und Strategieplanung), Sonja Mohr (Sammlung Insulares Südostasien), Aurora Rodonò (Diversity Managerin), Mahtab Salmannia (Dokumentation), Dr. Anne Slenczka (Sammlung Amerika), Nanette Snoep (Direktorin RJM), Dr. Annabelle Springer (Sammlung Asien).

Grafikdesign: Kristian Henson

Leaky Archive wird entwickelt im Rahmen von ​​dive in. Programm für digitale Interaktionen der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.

Die Digitale Fellowships werden gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Medienkunstfonds (Medienwerk.NRW) and the City of Cologne.

The Kunsthochschule für Medien Köln – Forschungsgruppe Netze (KHM) ist Projektpartner.