17. Mai - 5. Oktober 2025
Artist Meets Archive #4: Jimmi Wing Ka Ho
Invisible City - Eine künstlerische Intervention in der Dauerausstellung

Wie sichtbar ist die koloniale Vergangenheit einer Stadt? Dieser Frage widmet sich der Künstler Jimmi Wing Ka Ho in der Ausstellung Invisible City, einer fotografischen und filmischen Spurensuche in chinesischen Metropole Qingdao. Qingdao stand von 1898 bis 1914 unter deutscher Kolonialherrschaft – ein Kapitel, dessen Spuren bis heute im Stadtbild und in der Erinnerungskultur nachwirken.
Ausgehend von rund 200 historischen Fotografien aus dem Archiv des Rautenstrauch-Joest-Museums, die einst koloniale Stadtplanung idealisieren sollten, macht sich der Künstler auf die Suche nach dem Unsichtbaren: nach verdrängten Geschichten, überlagerten Erinnerungen und den Mythen, die sich um das koloniale Erbe ranken. In Qingdao entstanden neue Foto- und Videoarbeiten, die diese historischen Bilder in einen aktuellen, persönlichen und zugleich kritischen Kontext setzen.
Die Ausstellung ist in drei Kapitel gegliedert. Sie beginnt mit einem Blick auf eine scheinbar unbekannte Stadt, deren Identität sich erst nach und nach als das heutige Qingdao offenbart – eine Stadt, die zwischen 1898 und 1914 unter deutscher Kolonialherrschaft stand.
Im zweiten Teil rückt die koloniale Infrastruktur in den Fokus. Besonders das Abwassersystem spielt eine Rolle – ein Ort, um den sich bis heute Mythen ranken.
Der dritte Teil führt die Besucher*innen durch das heutige Qingdao. In Fotografien begegnen sie der Stadt als vielstimmigem Ort, in dem koloniale Vergangenheit, touristische Inszenierung und persönliches Erinnern miteinander verwoben sind.
Mit Invisible City schafft der Künstler eine Gegenerzählung zur kolonialen Geschichtsschreibung – und versteht Archive nicht als Orte objektiver Wahrheit, sondern als Räume, in denen Geschichte ständig neu ausgehandelt wird. Fotografie wird hier zum Werkzeug der Sichtbarmachung und zur Einladung, den Blick auf Vergangenheit und Gegenwart gleichermaßen zu hinterfragen.
Auch Köln ist Teil dieser Geschichte: Straßennamen wie Lansstraße, Iltisstraße oder Takustraße erinnern bis heute – meist unbeachtet – an Akteure kolonialer Gewalt. Invisible City lädt ein, die Stadt als lebendiges Archiv zu begreifen und aktiv an einer kritischen Erinnerungskultur mitzuwirken.
Die Ausstellung ist Teil des Programms Artist Meets Archive der Internationalen Photoszene Köln. Bereits zum vierten Mal treffen internationale Künstler*innen auf fotografische Bestände von Kölner Institutionen. Ziel des Programms ist es, Archive zu öffnen, sie zu hinterfragen und neu zu kontextualisieren.
Artist Meets Archive 2024/2025 ist ein Kooperationsprojekt der Internationalen Photoszene Köln mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum, dem Kölnischen Stadtmuseum, dem Museum Ludwig, der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur und dem Dombauarchiv.
Der Künstler
Jimmi Wing Ka Ho (*1993 in Hongkong) ist ein Bildender Künstler und Dokumentarfotograf. Er machte seinen Abschluss am Royal College of Art, London. Seine Arbeiten wurden unter anderem bereits in The Photographers' Gallery (London), der Horikawa Oike Gallery (Kyoto) sowie auf dem Hong Kong Photobook Festival ausgestellt. 2021/22 erhielt er das Postgraduierten-Stipendium der Royal Photographic Society und war für den C/O Berlin Talent Award nominiert. Seine Serie „So Close and Yet So Far Away“ aus den Jahren 2019 bis 2023 nimmt die Betrachter*innen mit auf eine Reise durch Hongkongs Kolonial- und Migrationsgeschichte und durch verschiedene Archive.
Veranstaltungen
Eröffnung des Photoszene-Festivals
Freitag, 16. Mai 2025, 19 Uhr im Museum Ludwig
Spot on! Invisible City
Sonntag, 18. Mai 2025, 11 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Jimmi Wing Ka Ho und der Kuratorin der Ausstellung. Anschließend gibt es Geglegenheit mit dem Künstler bei einem Kaffee ins Gespräch zu kommen