Interventionen


Intervention

28. Mai bis 1. September 2024

Mütter des Widerstands. An Irans Gräbern

2024 rückt das RJM den Iran in den Fokus. „Mütter des Widerstands. An Irans Gräbern“ erzählt persönliche Geschichten von iranischen Müttern, die seit Jahren für Gerechtigkeit für ihre von der iranischen Regierung ermordeten Kinder kämpfen. Ein emotionales Mahnmal mit Werken der iranischen Künstlerin und Widerstandsmutter Shole Pakravan sowie der iranischen Künstlerin ICEFLOWER, ergänzt mit Filmen und Interviews.
Die Intervention verleiht den sogenannten gerechtigkeitssuchenden Müttern aus dem Iran, deren Kinder bei verschiedenen Protesten gegen die iranische Regierung von Kräften der Islamischen Republik getötet wurden, eine Stimme. Entstanden ist dieser Begriff nach den Aban-Protesten 2019, bei denen hunderte Menschen innerhalb weniger Tage hingerichtet wurden. Die Mütter der ermordeten Kinder organisierten sich, gingen mit ihren Geschichten viral und schlossen sich zusammen. Diese Frauen fordern durch ihren Protest, durch ihre Teilnahme an Kundgebungen und das gemeinsame Treffen an den Gräbern, Gerechtigkeit für ihre ermordeten Kinder. Die Täter sollen endlich identifiziert und für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Die Islamische Regierung hat Angst vor den trauernden Müttern und will sie durch Folter, lange Haft- und Geldstrafen sowie Peitschenhieben zum Schweigen bringen.
Die iranische Künstlerin Shole Pakravan verlor ihre Tochter Reyhaneh Jabbari als diese 2014 vor den Augen der Weltöffentlichkeit hingerichtet wurde. Shole Pakravan schuf mit den 25 kleinen Skulpturen aus Holz Stellvertreterinnen für die Widerstandsmütter, die teilweise bis zu sechs ihrer Kinder durch die Islamische Republik Irans verloren haben.
Die Installation macht die Geschichten der Widerstandsmütter und ihrer Kinder sicht- und hörbar. Die Besucher*innen können sie lesen und über Audioinstallationen hören. Die Schauspielerinnen Jasmin Tabatabai, Jasmin Schwiers, Elmira Raifzadeh, Lisa Biehl, Caroline Schreiber, Julia Philippi und Naghmeh Alaei erzählen sie. Die Aquarelle der iranischen Künstlerin ICE FLOWER sind Teil der Installation und zeigen Portraits der getöteten Kinder. Begleitend zeigt ein Film Zusammenschnitte von Beerdigungen, Demonstrationen und der Zusammentreffen der Widerstandsmütter.


Ein Projekt der Initiative free_human in Köln in Kooperation mit dem RJM.


Intervention

ab 7. März 2024

The Recognition Machine

Wer sind die Personen, die uns aus den Fotos unserer Sammlung anblicken? Was hat die koloniale Vergangenheit mit jedem Einzelnen von uns zu tun? Das RJM bewahrt rund 100.000 Fotografien aus aller Welt. Viele wurden im Kontext der kolonialen Aneignung von Ländern aufgenommen und gesammelt. Anhand äußerer Merkmale wurden deren Bewohner*innen in rassistische Ordnungen eingefügt. Dabei entstanden oder verfestigten sich Vorurteile, die bis heute nachwirken.

Die „Recognition Machine“ nimmt die oft unbekannten und unfreiwillig fotografierten Personen auf den Fotos in den Blick und hinterfragt Klassifizierungs- und Bewertungssysteme: Mittels einer Gesichtserkennungssoftware wird das Bild, welches die Besucher*innen im Automaten machen, analysiert und mit einem Porträt aus der Kolonialzeit verknüpft. Zugrunde liegt das KI-Modell FER2013, das darauf trainiert wurde, Emotionen zu erkennen. Die Recognition Machine wurde mit hunderten Fotos aus dem RJM und weiteren europäischen Museen gespeist. Die Künstler*innen hinterfragen auch moderne Überwachungssysteme. Gesichtserkennung wird heute vielfach eingesetzt, ist jedoch oft unpräzise und voreingenommen. Die Kategorisierung nach Emotionen in der Recognition Machine ist dabei genauso fragwürdig wie die Einteilung von Menschen in vermeintliche Ethnien.

2019 war die belgische Künstlerin Antje Van Wichelen für das Artist Meets Archive Stipendienprogramm der Internationalen Photoszene Köln am RJM zu Gast. Während ihres Aufenthaltes tauchte sie tief in das Historische Fotoarchiv des Hauses ein. Zusammen mit dem Programmierer Michael Murthaugh entwickelte sie die „Recognition Machine “und stellte sie erstmals 2019 in der Ausstellung „NOISY IMAGES“ im RJM aus. 2022 war das Werk auf der Dakar Biennale ausgestellt. Jetzt ist sie dauerhaft im Museum erlebbar.

Mit Fotografien aus den Archiven folgender Institutionen:
Rautenstrauch-Joest Museum, Wereldculturen Museum (Niederlande), Musée du Quai Branly (Frankreich), Africamuseum Tervuren (Belgien), Pitt Rivers Museum (Großbritannien)

Realisiert mit der Unterstützung von Moussem Nomadic Arts Center (Brüssel) und nadine – laboratory for contemporary arts (Brüssel)


Intervention

STAGEAWEAR
(to) stage = etwas inszenieren/ausstellen * (be) aware = sich bewusst sein * (to) wear = etwas tragen

Wie stehst Du zu Mode? Und was bedeutet Dir Nachhaltigkeit? Mit dem Projekt STAGEAWEAR möchten drei Studentinnen des Studiengangs „Nachhaltiges Design“ an der ecosign/Akademie für Gestaltung die vermeintliche Kluft zwischen jungen Menschen und Museen überwinden.
STAGEAWEAR gibt Einblicke in die Lebenswelten junger Menschen: Wer sind sie? Was beschäftigt sie? Worüber definieren sie sich? Dazu wurde ein Teilbereich der Abteilung „Der Körper als Bühne“ in unserer Dauerausstellung überarbeitet. Hier wird gezeigt, dass Menschen überall auf der Welt mit Kleidung, Accessoires und Körperverzierungen Auskunft darüber geben, welche Position sie innerhalb ihrer Gemeinschaft haben oder haben möchten. Carmen Servos, Leonie Hogefeld und Sarah Menzer haben diese Präsentation um den interaktiven Teil STAGEAWEAR erweitert. Besucher*innen können sich in unserer Dauerausstellung aktiv an dem Projekt beteiligen, ihre Gedanken, Wünsche und Meinungen mitteilen. Außerdem können zur STAGEAWEAR-Playlist auf unserem Youtube-Kanal Lieblingssongs hinzugefügt werden.

STAGEAWEAR ist ein studentisches Projekt der ecosign/Akademie für Gestaltung mit dem RJM im Rahmen der Themenreihe „Rethink Fashion!“ in Zusammenarbeit mit dem Integrationshaus e.V. mit dem Fotografen Fadi Elias. Gefördert durch den Landschaftsverband Rheinland.


RJM reloaded #1
Intervention von Nando Nkrumah

In unserem ersten RJM reloaded setzt sich der Kölner Künstler Nando Nkrumah mit dem Ausstellungsbereich „Der verstellte Blick: Vorurteile“ auseinander, der für die 2010 eingeweihte Dauerausstellung des RJM konzipiert wurde. Diese Installation
beschäftigt sich mit den Vorurteilen gegenüber People of Color. In Zusammenarbeit mit unserer Diversity Managerin Carla de Andrade Hurst und wissenschaftlichen Referentin Dr. Clara Himmelheber wurde diese Station überarbeitet. Das Museum möchte sich intensiver in den Debatten um strukturellen Rassismus engagieren und sich dazu positionieren.Wie kann man über Rassismus und Vorurteile reden, ohne die Betroffenen zu verletzen? Wie kann man vermeiden, rassistische Bilder zu reproduzieren? Wie kann man die Betroffenen selbst über ihre Belange und Bedarfe sprechen lassen? Im Rahmen von RJM reloaded # 1 werden schrittweise Vorurteilskonstruktionen kommentiert und dekonstruiert.
Nando Nkrumah, geb. 1979 in Kumasi, Ghana und aufgewachsen im Westerwald, lebt als Künstler und Designer in Köln. Nach dem Design-Studium in Essen und Singapur studierte er Mediendesign an der KHM in Köln. Seine Arbeiten spielen zweidimensional oder in 3D mit der Bild- und Symbolwelt der Ashanti-Kultur, kombinieren neueste Computertechnik mit Stencil Art, verfremdeten und fragmentierten Fotos, Texten, Mustern und Siebdrucken.